Hallo Liebe Elterngemeinde,
ich weiß der Betreff klingt vielleicht etwas drastisch, aber nach meinen Erfahrungen kann man das einfach nicht anders ausdrücken. Die kostenpflichtige Nachhilfe, ob nun als privater Unterricht zu Hause oder bei einem "qualifizierten" Institut, ist meiner Ansicht nach nicht nur Geldverschwendung, sondern verbaut auch die Zukunft für die Kinder. Ich habe über 10 Jahre als Nachhilfelehrer gearbeitet, sowohl im Einzelunterricht als auch für Institute und muss hier doch einmal deutlich Worte für diese Situation finden. Natürlich verdient man als Nachhilfelehrer nicht gerade schlecht, dass will ich an dieser Stelle auch nicht bestreiten, aber es gibt nur zwei Ziele, die man hier verfolgen kann. Entweder man arbeitet hier gezielt für den Lohn oder man orientiert sich an der eigentlichen Sache, nämlich dem Kind etwas für die Zukunft mitzugeben. Beides in Kombination funktioniert hier nicht. Das kann ich ganz einfach begründen. Um überhaupt Zugang zu einem Kind zu bekommen, sodass es die Nachhilfe nicht mehr als Nachhilfe, sondern als eine spielerische Variante ansieht, bei der das Kind einfach nebenbei etwas lernt, ist nur mit einem sehr großen Zeitaufwand möglich. Ein Zeitaufwand, den die Eltern gar nicht bezahlen können. Wenn ein Kind zukunftsorientiert lernen soll, dann muss die Grundlage beim Lernen darin bestehen, dass das Kind ein freies Denken entwickelt. Insbesondere in den Fächern wie Mathematik oder auch Physik ist dies von entscheidender Bedeutung. Ein freies Denken wird auch für zukünftige Alltagsfragen oder Problematiken enorm wichtig sein. Jeder Elternteil kennt diese Situationen aus dem eigenen Leben, daher muss man hier sicherlich keinen Roman darüber schreiben.
Das sinnvollste, was man machen kann, um dem Kind wirklich etwas für die Zukunft beizubringen ist, wenn man als Elternteil selbst die Nachhilfe übernimmt. Natürlich haben davor viele Eltern Angst, weil Sie denken, dass man hier vielleicht dem Kind etwas Falsches beibringen könnte. Aber seien wir doch mal ehrlich, die meisten Themen kann man sich binnen kürzester Zeit wieder aneignen. Schließlich hat man diese ja auch mal gelernt. Der Vorteil bei diesem Lernen besteht darin, dass man als Elternteil die Interessen eines Kindes kennt. Somit kann man das Lernen mit dem Hobby bzw. den Interessen des Kindes kombinieren. Man wird sehen, dass dem Kind das Lernen deutlich leichter fällt und es auch neue Wege entdeckt, wie man sich bestimmte Dinge merken kann oder mit welchen "Eselsbrücken" man bestimmte Thematiken clever löst. Diese Art der Nachhilfe halte ich für die einzig sinnvolle Lösung, um dem Kind wirklich etwas beizubringen. Alles andere ist nahezu immer nur ein momentaner Effekt, den man erzeugt. Auch wenn das Kind also bessere Noten schreibt, so hat es in einer Nachhilfe nur sehr selten etwas für den weiteren Verlauf im Leben gelernt. Das macht sich schon in den nächsten Klassenstufen bemerkbar, wenn es plötzlich wieder zu Problemen in den besagten Fächern kommt. Eine Nachhilfe über Lehrer oder Institute ist also genau genommen ein ewiger Kreislauf, der erst nach Beendigung der Schule aufhört. Mit einer Nachhilfe über die Eltern kann man das Kind nachhaltig auf die Zukunft vorbereiten. Das ist meine feste Ansicht zu diesem Thema.
Ich höre mir allerdings auch sehr gerne andere Meinungen an, also wenn ihr hierzu ein Feedback geben möchtet, ich bin da absolut offen. Meinungen, egal, ob es sich um die gleiche oder eine andere Meinung handelt, sind immer interessant.
Liebe Grüße
Jimmy Bergdorf