von Franz Josef Neffe » Do 31. Jan 2013, 21:25
Bei meinem ersten Elternsprechtag als junger Lehrer in der 4. Klasse begrüßte ich die Mutter einer Schülerin sehr interessiert: "Sie kennen Ihre Tochter doch schon viel länger als ich. Was können Sie mir denn über sie sagen?" Die Frau war derart überrascht, von einem Lehrer gefragt zu werden, dass ihr erst gar nichts einfiel. Dann begann sie, mich um Verständnis für das zu bitten, was man ihr früher als Schwächen und Mängel ihrer Tochter gesagt haben musste.
Mit Hochgenuss setzte ich genau da dagegen.
Ich erzählte ihr dann, was ihre Tochter bei mir ausprobiert und gelernt hatte und wie begeistert ich von ihren Fortschritten war.
Nur der Mutter eine Schwächenlitanei aufzupacken und sie auch noch aufzufordern, das was ich mit meiner Pädagogik vermasselt hätte, zu Hause für mich mit dem Kind zu verbessern, dafür hätte ich mich als Lehrer einfach geschämt.
Ich habe dann als Aufsatz in einer päd. Zeitschrift und als Kapitel in der Ich-kann-Schule einmal ein a) übliches formales Lehrer-Elterngespräch aufgeschrieben und b) zum möglichen Vergleich daneben gestellt, wie es bei mir PERSÖNLICH abläuft. Wenn ich über Fehler rede, dann darüber, was uns der Fehler zeigt, was fehlt und wie wir es bekommen und uns damit stark entwickeln. Ich brauche eine Pertsektive für die Zukunft. Wenn ich die als Lehrer nicht habe, sollte ich den Mund halten und erst einmal selber LERNEN.
Ganz besonders wichtig für einen guten Berater ist, dass er die, die er beraten möchte, selbst um Rat fragt. Dann hat er SOG-Wirkung auf die Talente, dann finden ihn die angesprochenen Talente interessant. Eben deshalb ist der SOG auch das Grundprinzip der neuen Ich-kann-Schule.
Beratung macht nur dann SINN - von ahd. "sinan = der Weg - wenn sie attraktiv = anZIEHend ist.
Guten Erfolg !
Franz Josef Neffe